Gutenstetten entdecken

Anwesen Kolb, Hauptstraße 12

Bis zum Leerstand nach dem Tod der letzten Eigentümerin Babette Kolb 2006 beherbergte das Anwesen eine kleine Zimmerei mit einer Nebenerwerbslandwirtschaft. Das Gebäude wurde vom Bay. Landesamt für Denkmalpflege als Baudenkmal nachqualifiziert und wird als Bauernhaus bzw. eingeschossiger Satteldachbau im nördlichen Teil mit Frackdach und Fachwerkgiebel mit K-Streben beschrieben. Das Gebäude war vor der Instandsetzung in sehr schlechtem Zustand und einsturzgefährdet. Deshalb wurde der nicht mehr sanierungsfähige Wirtschaftsteil im Süden durch einen Neubau gleicher Kubatur ersetzt. Der älteste Teil stammt aus dem Jahr 1680 (dendro.dat). Allerdings bestätigen Archälogogische Grabungen Mauerreste aus dem 12. Jhd. Belegt ist auch die lange Geschichte zunächst einer kommunalen und später privat betriebenen Badstube. Inzwischen ist hier auch das Museum für Archäologie und Gemeindegeschichte eingezogen. Das sanierte Ensemble „Kolb“ wird als Kulturzentrum in Gutenstetten genutzt. Der Backofen im Hofraum wurde wieder errichtet. Eine historische Scheune wurde von Neustadt/A. transloziert und in die Remise eine Schaubrennerei eingebaut. Eine Treppe führt in den Uferbereich der angrenzenden Steinach. Das „Karls Gärtla“ wurde zwischen Scheune und der Steinach wurde nach der Capitulare de villis angelegt.

Radlertreff, Hauptstraße 14

Die ehemalige Zehntscheune steht direkt an der Steinach. Das Gebäude war lange Jahre im Besitz des Staates – der Markgrafen von Kulmbach/Bayreuth. Ein exaktes Baudatum konnte nicht ermittelt werden. Viele Zehntscheunen entstanden in der Zeit nach dem Bauerkrieg, also 1525. Ob dies auch hier der Fall war, ist nicht bekannt.1810 vermerkte das Landbauamt Windsheim: gegenwärtiger Zustand mittelmäßig, allderings noch unentbehrlich. Ein urkundlicher Nachweis stammt aus dem Jahr 1834 als dieses Gebäude vom Staat verkauft wurde. J.S. Höhn bereits Besitzer von zwei weiteren Höfen (Hs-Nr. 13 + 14) erwarb auch dieses Gebäude. In den Grundbuchakten von 1852 ist vermerkt, dass mehrmals größere Geldbeträge -Hypotheken mit der Sicherzeit (Zehntscheune) aufgenommen wurden. 1936 wurde die Zehntscheune an den Darlehnskassenverein verkauft. Sie diente u.a. als Raiffeisenlagerhaus. Das Gebäude wurde immer baufälliger, der Fachwerkgiebel drohte einzustürzen. Glücklicherweise hatten die beiden Ehepaare Frühwald und Knöchlein aus Gutenstetten den Mut die Zehntscheune zu renovieren und nach einigen Jahren eine Gastronomie mit Übernachtungsmöglichkeiten „Das Radlertreff“ zu eröffnen. Für die gelungene Renovierung erhielten Sie im Jahre 1995 den Bayerischen Heimatpreis.

Satteldachbau mit Fachwerkgiebel, Steigerwaldstraße 1

Der eingeschossige Satteldachbau des früheren Wohnstallhauses mit aufwendigem Fachwerkgiebel mit Andreaskreuzen, geschweiften Kopfbügel und durchkreuzten Rauten wurde in der 1. Häflte des 18. Jhd. erbaut und steht unter Denkmalschutz. Das Anwesen liegt im Ortskern und rundet das Fachwerkensemble um die Zehentscheune ab.

Scheune, Steigerwaldstraße

Stattlicher, eingeschossiger denkmalgeschützter Krüppelwalmdachbau mit Hopfengauben und Gitterfachwerk aus der 2. Hälfte des 19. Jhd. Hopfengauben auf den Scheunen sind in den Dörfern nicht mehr oft zu sehen. Viele Scheunen wurden abgebrochen oder umgebaut und die Gauben entfernt. Der Hopfenanbau im Aischgrund ist seit dem 30-jährigen Krieg bekannt. Hier befand sich noch bis zum 19. Jhd. das zeitweise größte Hopfenanbaugebiet Deutschlands. Der Befall der Hopfenpflanzen durch Krankheiten forderte das Spritzen derselben. Die große Abhängigkeit des Ertrags von der Witterung ließ im Volksmund den Spruch reifen:
„Der Hopf ist ein elender Tropf „. Im Zuge der Agrarpolitik des Dritten Reiches wurde 1935/36 die Anbaufläche kontingentiert, sodass sie sehr stark zusammenschmolz. Die Hopfengärten mussten gerodet werden, Hopfenstangen sind seitdem aus der Flur verschwunden.

Pfarrhaus, Kirchenweg 2

Der unter Denkmalschutz stehende zweigeschossiger Fachwerkbau mit Satteldach, Joch- und K.-Streben wurde in den Jahren 1689-99 erbaut. Das Pfarrhaus mit dem Pfarrgarten und den Nebengebäuden ist Eigentum der Evang.-Luth. Landeskirche Bayern und Wohnung des jeweiligen Ortspfarrers.

Kuhstall - Torpfeiler, Kirchenweg 2

Der ehemalige Kuhstall auf dem Gelände des Pfarrhofes stammt aus dem Jahr 1682 und ist im Ständer-Riegelbau errichtet. Der Torpfeiler stammt aus dem Jahr 1736.

Kapelle St. Martin, Kirchenweg 10

Die Martinskapelle wird heute als Leichenhaus genutzt.
An der Stelle der jetzigen Kirche stand wohl die erste Kapelle St. Martin. Nachdem die jetzige Kirche erbaut und 1500 geweiht wurde erstand in der Nähe der Kapellennachbau, welcher unter Denkmalschutz steht. Eine Martinskapelle ist das Zeugnis einer Besiedlung im 7./8. Jahrhundert.

Kirche St. Johannes, Kirchenweg 12

Die Kirche wurde ab 1493 (Weihe 1500) im aufgelassenen Friedhof als Saalkirche in Sandsteinquaderbau errichtet. Ein viergeschossiger Turm mit Gurtgesimsen, Walmdach und Polygonalchor mit Strebepfeilern. 1661 wurde dem alten Kirchenschiff ein neues Dach aufgesetzt. Umbau 1883. 1903/05 erhielt die Kirche einen neugotischen Anbau mit zwei Ecktürmen als Aufgang zur Empore. Im Chor ist ein wertvoller Schnitzaltar aus dem Jahr 1511 zu sehen. Die Kirche steht unter Denkmalschutz. Gutenstetten war eine Urpfarrei. Zu dem ursprünglich großen Sprengel gehörten auch die im 15. Jhd. ausgegliederten Pfarreien: Unterlaimbach, Baudenbach, Obersteinbach, Gerhardshofen und Münchsteinach.

Kirchhofmauer, Steigerwaldstraße und Kirchenweg

Unregelmäßiges Steinquadermauerwerk, 1436

Rehhof, Hauptstraße 22

Das Anwesen wird bereits im Reichssteuerregister von 1497 erwähnt. Aus diesem Jahr wurde auch bei der Umdeckung der dazugehörigen Scheune ein Dachziegel mit dieser Jahreszahl gefunden. Weitere Dachziegelfunde mit den Jahreszahlen 1587+1588. Im 30jährigen Krieg sollen in Gutenstetten bis auf 4 Anwesen alle Gebäude ein Raub der Flammen geworden sein. Dies ist den Chroniken z.B. A. Deiniger zu entnehmen. Die Scheune des Rehhofs soll eines dieser Gebäude sein, dass würden auch die Ziegelfunde erklären. Im 17 Jhd. wurde der Rehhof wieder aufgebaut. Die Abgaben wurden an das Kloster Münchsteinach bezahlt. In den darauffolgenden Jahrhunderten wurde der Hof mehrmals verkauft. Johann Hartmann verkaufte den Hof und ging mit seiner Frau und 10 Kindern nach Amerika. 1844 kaufte Friedrich Pfund den Rehhof. Dieser blieb bis 1997 in Familienbesitz. Karl-Heinz Pfund veräußerte diesen und baute ebenfalls in Gutenstetten zusammen mit seiner Frau ein Gästehaus. Der Rehhof wird oft als „Hofgut“ bezeichnet. Woher der Name „Rehhof“ seinen Ursprung hat, ist nicht bekannt.

Hirtenhaus und Schäferei, Hauptstraße 32

Der Besitzer des Anwesens Haus-Nr. 10 + 21 war 1831 Johann Paulus Wehr und Consorten. Es handelte sich um ein Schäfereigut mit Wohnhaus, Kuhstall, Backofen, Schafscheune, Keller, Brunnen, Hofraum und das Hofhaus, welches mit Nr. 20 bezeichnet ist. Die Gutenstettener Schäferei mit einem Muttertierbestand von 1000 bis 1500 Tieren war wohl eine der größten in der Gegend. Das Gebiet reichte bis Baudenbach, sie war ein Münchsteinacher Lehen. Umfangreiche Akten berichten über die streitbaren Schäfer von Gutenstetten, die in der brandenburgischen Zeit bis zu Friedrich dem Großen ging. Die beiden Gebäude der Schäferei stehen heute nicht mehr, geblieben ist nur noch das Hirtenhaus, welches im Besitz der Gemeinde ist. Mit dem letzten Schäfer endete am 19.07.1956 die Schäfertradition in Gutenstetten.

Ehemalige Mühle, Hauptstraße 23

Bereits im 15 Jhd. war der Müller in Gutenstetten im Reichssteuerregister aufgeführt. Die Mühle war dem Kloster Münchsteinach zugehörig. Die wechselhafte Geschichte über Jahrhunderte hinweg prägte auch die Geschichte der Gutenstetter Mühle. 1622 starb die Mutter des Veit vom Berg, geb. Bossack, sie stammte aus der Mühle in Gutenstetten. 1679 verkaufte der Münchsteinacher Klosterverwalter die Mühle an den Neustädter Hammerschmied Georg Scheuenstuhl. Weitere Besitzer folgten bis 1772 Tobias Friedrich Deininger einheiratete. Diese Familie blieb fünf Generationen auf der Mühle. Andreas Deininger war nicht nur Mühlenbesitzer sondern auch Bürgermeister und Landtagsabgeordnete sowie Heimatschriftsteller. Durch den frühen Tod von J. W. Deininger im 2. Weltkrieg endetete die Geschichte der Müllerfamilie Deininger in Gutenstetten. Im Rahmen eines Stilllegungsprogrammes der Bundesregierung beendete die Müllerei in Gutenstetten dauerhaft. Die Mühle befindet sich in Privatbesitz.

Prießenhaus, Gartenstraße 8

Zweigeschossiger Schopfwalmdachbau mit Fachwerkobergeschoss, erdgeschossig profilierte, geohrte Rahmungen und genutete Ecklisenen. Für die damalige Zeit hatte das Haus hohe Räume. Laut Liquidationsbuch von 1834 wurde das Haus 1823 neu erbaut. 1927 wurde das Haus renoviert, als Oberlehrer Prieß aus Gräfenberg in den Ruhestand versetzt wurde, daher auch der Hausname. Das Haus wurde von den heutigen Besitzern Hedwig + Helmut Reiß 1978/79 aufwendig innen restauriert. Das verputzte Fachwerk wurde 1985/86 wieder freigelegt.

Keimzelle Gutenstetten, Blumenstraße 12

Aus dem Erdaushub des Anwesens Friedrich hier in der Blumenstraße 12, einst Haus-Nr.: 3 + 4 wird im Jahr 2000 der erste sichere Nachweis einer dauerhaften Siedlung aus der Latènezeit (500 – 100 vor Chr.) erbracht.
„Somit können wir auch ohne schriftliche Urkunden den ersten sicheren Nachweis der Existenz von Gutenstetten erbringen.“ (Laut Denkmalamt Nürnberg ist die Nachweiskette vorhanden). Siehe Station 3 im Museum.

Gasthaus Rotes Roß, Blumenstraße 8

1655 wurde der Maurer Pancratius Plenckhart als Wirt im „vordere Wirtshaus“ erwähnt. Im 18. Jahrhundert wird der damalige Gastwirt als Wirt und Weinschenk bezeichnet. Es ist nicht auszuschließen, daß damals Wein aus Gutenstetten ausgeschenkt wurde. Es ist nachgewiesen, dass hier viele Jahrhunderte Wein angebaut wurde. In den Archivalien ist oft von Häckersgütlein die Rede. Ab 1709 wird der Wirt zusätzlich auch als Metzger bezeichnet. Die Entstehung des stattlichen Gebäudes mit der rundbogigen Aufzugsluke im Giebel und schönen Holzdecken im Inneren dürfte auf das Jahr 1702 zurückgehen. Es wurde auch über viele Jahre hinweg im Gasthaus Bier gebraut, zumindest wurden viele Besitzer als Bierbrauer bezeichnet. 1739 heiratete Georg Deininger, ein Bäcker in die Gastwirtsfamilie ein. Als er 1762 starb wurde er als Gastwirt, Büttner, Bierbrauer sowie auch Zolleinnehmer in Gutenstetten bezeichnet. Aufgrund der weiblichen Nachkommen geht der Besitz auf die Familie Gärtner, damals Markt Lenkersheim über. 1811 wird Johann Andreas Ficht als Gastgeber „Zum roten Roß“ erwähnt. 1850 wird Johann Kolb aus Emskirchen als neuer angehender Gastwirt und Bierbrauer auf Hausnummer 8 eingetragen. 1869 erscheint der Bauernsohn Johann Loesch als Gastwirt. 1872 folgte Johann Michael Goetz. Es folgte Christof Mader als Gastwirt. Der vorletzte Wird „Zum roten Roß“ war Johann Ludwig Pfeiffer. Dessen Sohn Johann Martin Pfeiffer beschloss als letzter Wirt die mindestens 350 Jahre zurückreichende Tradition des Gasthauses „Zum roten Roß“.

Früheres Amtshaus, Blumenstraße 4

An dieser Stelle steht innerhalb der letzten 100 Jahre das dritte Haus. 1912 wurde das einstige Gerichtsgebäude das um 1500 errichet worden war und auch ein Gefängnis hatte, abgebrochen. Das folgende Gebäude hatte nur knapp 100 Jahre Bestand. Inzwischen wurde auf diesem Grundstück ein Neubau errichtet. Mit Übergang des Fürstentums Kulmbach/Bayreuth 1792 an die Hohenzollern, also den brandenburgischen Staat ging auch die Gerichtsbarkeit an die Stadtvogteiämter über. Die Rechtsprechung erfolge dann nicht mehr vor Ort, somit wurde das Gebäude in dieser Form auch nicht mehr genutzt. 1833 ist auf dieser Hofstelle eingetragen: Wohnhaus mit Scheune, angebauter Stallung, Schweinestall, Hofraum, Schorr-, Gras und Hopfengarten. Die Sitten der Haft waren damals anders: Die Angehörigen oder das Vermögen des Verurteilten musste aufgebracht werden um die Gefängniskosten zu begleichen. So kam es häufig zu Todesstrafen oder wie in einem Fall aus Ullstadt Ende des 18. Jdh. als eine zu 6 Jahren verurteilte Kindsmörderin nach 3 Jahren begnadigt wurde, weil die Prozeß- und Zuchthauskosten den Erlös des vorhandenen Vermögens um ein Vielfaches überschritten.